Eine kurze Geschichte der Raumakustik

Wenn wir draußen im Freien stehen, hört sich unsere Stimme anders an als in einem Raum. Sie hört sich dumpfer an, irgendwie wattiger. Wir müssen viel lauter sprechen als wir es gewohnt sind, um verstanden zu werden.

Warum ist das nicht so in Räumen?

Ein leerer Raum ist im einfachsten Fall begrenzt durch vier Wände, einem Boden und einer Decke.

Wird eine Schallquelle aktiviert (z.B. ein Lautsprecher, eine Stimme) verbreitet sich der Schall kugelförmig in alle Richtungen. Dieser Schall wird an den Wänden/Decke/Boden reflektiert und kehrt zurück an unser Ohr. Das alles passiert in einem zeitlichen Abstand von ca. 6 Millisekunden bei einer Entfernung von 2m.

Passiert das nur wenige Male innerhalb 50 Millisekunden, empfinden wir das als angenehm, wie eine Verstärkung unserer Stimme. Reflektiert sich der Schall sehr viel öfter, fühlen wir uns gestört. Die Klarheit verschwindet und es bleibt ein Nachhall.

Wir hören uns also je nach Raumform sehr oft selbst, und zwar immer leiser, immer verzerrter und immer undeutlicher. Das alles spielt sich innerhalb sehr kurzer Zeit ab, sodass wir das nicht richtig erfassen können.

Dennoch spüren wir, dass etwas „nicht stimmt“. Der Raum hört sich hallig an.

Was passiert jetzt, wenn wir diese Räume „einrichten“?

Jeder Einrichtungsgegenstand besitzt eine zusätzliche Oberfläche. Stellen wir also Couch, Regale, Teppiche, Tische, Stühle etc. in einen Raum, vergrößern wir automatisch die Oberfläche im Raum zusätzlich zu Boden, Wand und Decke.

Außerdem besitzt jedes Material auch einen Absorptionsgrad. Es gibt kein Material auf der Welt, das den Absorptionsgrad Null hat. Das heißt, es gibt auch keinen Raum, der ewig nachhallt!

Wie lange es in einem Raum „hallt“ hängt von der aufsummierten Oberfläche und der jeweiligen Absorptionsgrade ab. Kurz gesagt, die Summe des Produkts aus Oberfläche und Absorptionswert.

Raumakustik: eine Herausforderung der Neuzeit?

Hierzu müssen wir die Einrichtung der Gegenwart und der Vergangenheit vergleichen. Noch vor 20-30 Jahren waren die Räume unwissentlich mit akustisch wirksamen Materialien ausgestattet, wie Teppichen, Vorhängen, gepolsterten Stühlen, offenen Regalen, Schrankwänden etc. Alles offene bzw. „fluffige“ Materialien, die den Schall absorbieren. In der Summe war das eine beachtliche Menge, die die Nachhallzeit verkürzt hat.

In der heutigen Zeit ist das nicht mehr üblich. Wir haben kaum noch dieselben Einrichtungsgegenstände: Minimalismus wird großgeschrieben, genauso wie die Verwendung von Beton, Glas und Holz. Man möchte weg von Stoff hin zu clean wirkenden und leicht zu reinigenden Materialien.

Diese Oberflächen nennt man schallhart, weil sie wenig Schall absorbieren und viel Schall reflektieren, was zu unerwünscht langen Nachhallzeiten führt.

Autorin: Katrin Kuner

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